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15.03.22 –
Auch für Leinfelden-Echterdingen stellt sich durch Putins Krieg gegen die Ukraine dringender denn je die Frage, wie die Versorgung mit Energie dauerhaft gesichert werden kann und welchen Beitrag die Stadt selbst dazu leisten kann und muss. Das gilt für Strom und Wärme. Die gleiche Frage stellt sich im Hinblick auf die Mobilität der Menschen in der Stadt.
Die Sanktionen gegen Russland ebenso wie die Drohungen Putins machen nachdrücklich klar, dass wir sehr schnell mehr tun müssen, um von den fossilen Energien Öl, Kohle und Gas aus Russland und anderswo unabhängig werden. Die Klimakrise zwingt uns ohnehin dazu. Ihre Folgen sind aber vielleicht noch nicht für alle genügend spürbar geworden. Wer das noch immer für ein weit in der Zukunft drohendes Problem hielt, muss sich nun wegen der steigenden Preise für Gas, Heizöl, Benzin und Diesel und viele andere Produkte endgültig von der fossilen Grundlage unserer Wirtschaft und unseres Wohlstandes verabschieden.
In LE sind noch viele Dächer ohne Photovoltaik. Viele Hauseigentümer*innen können oder wollen sich damit nicht beschäftigen, weil es zu kompliziert ist, weil sie alt sind, weil sie Baumaßnahmen am Haus scheuen … Wie kriegt man die Leute dazu, Solarstrom auf ihren Dächern erzeugen zu lassen? Indem die Stadtwerke Angebote machen, um PV Anlagen auf privaten Dächern gegen Zahlung einer Miete zu installieren. Warum gibt es das nicht schon längst? Weil die Stadtwerke nicht das Personal haben, das dafür nötig wäre. Da reicht es nicht einmal für PV auf allen geeigneten städtischen Dächern.
Wer es auf dem eigenen Dach selber machen will, braucht vielleicht dafür Beratung, um mit den Regelwerken klarzukommen. Auch das eine Aufgabe für die Stadtwerke
Das Klimaschutzgesetz des Landes Baden-Württemberg verpflichtet die Stadt bis Ende 2023 einen kommunalen Wärmeplan zu erstellen. Dieser ist in Arbeit. Aber bevor dieser Plan steht kann vor allem an der Dämmung der Häuser schon gearbeitet werden. Denn je weniger Wärme durch schlecht gedämmte Wände verloren geht, desto weniger muss erzeugt werden. Hier braucht es Beratungsangebote für Hauseigentümer*innen, in technischer Hinsicht und im Hinblick auf die vielfältigen Fördermöglichkeiten von Bund und Land.
Um die Mobilität der Menschen in LE und der Region auch ohne große Mengen fossiler Treibstoffe zu gewährleisten, muss zu allererst der öffentliche Nahverkehr (ÖPNV) weiter ausgebaut werden. Das geht in LE kurzfristig nur mit einer Ausweitung des Busangebots. Aber die Verlängerung der U5 nach Echterdingen darf auch nicht auf die lange Bank geschoben werden. Mit der Optimierung des Busfahrplans seit Dezember sind wir da schon auf einem guten Weg. Weitere Maßnahmen, vor allem die Vorrangschaltung für Busse an Ampeln in Echterdingen sind aber notwendig.
Das Fahrrad ist von allen das umweltfreundlichste Verkehrsmittel für kurze und mittlere Wege. (OK, in Musberg und Stetten manchmal besser als E-Bike.) Wir müssen dringend in der Stadt mehr Platz für Fahrräder schaffen, rollende, aber auch kurzfristig stehende, beim Einkaufen usw. Es braucht noch mehr Fahrradstellplätze und -boxen an den S- und U-Bahn-Stationen, damit noch mehr Leute die Kombinationen Fahrrad und Bahn für den Arbeitsweg nutzen können. Und wir bauchen auch noch einige neue Fahrradverbindungen und -wege. Besonders für längere, viel befahrene Strecken empfohlen sich eigene Wege, auf denen nur Fahrräder zulässig sind, um schnell von LE nach Stuttgart zu kommen.
Zu Fuß gehen ist die natürliche Art der menschlichen Fortbewegung. Doch gibt es vielfach zu wenig Platz für zu-Fuß-gehende, weil Gehwege für andere Zwecke missbraucht werden: aufgesetzt geparkte Autos, Werbeschilder, Telekom-Schaltkästen und so manches mehr. Zu-Fuß-Gehen mit Kinderwagen, Rollator, Einkaufstaschen oder Gepäck, oder auch zu zweit ist nur dann attraktiv, wenn man dabei nicht ständig durch solche Hindernisse aufgehalten wird. Und wenn man nicht ständig von Autofahrenden als Verkehrshindernis angesehen und behandelt wird.
Das Auto hat uns in Baden-Württemberg Wohlstand verschafft und das Leben bequem gemacht für viele. Die Folgen der Verbrennung fossiler Treibstoffe für diese bequeme Art der Fortbewegung treffen uns alle: Klimawandel! 18% des weltweiten CO2-Ausstoßes wurde 2018 durch den Straßenverkehr verursacht (statista.de.) Das Umweltbundesamt hat acht Bausteine genannt, die helfen können, die Klimaziele des Bundes im Verkehr bis 2030 zu erreichen. Die meisten Maßnahmen müssen im Bund oder den Ländern getroffen werden. Für LE als Kommune ist Baustein „Jetzt mal langsam! Geschwindigkeitsbegrenzungen“ wichtig. Auch hier müssen vom Bund erst die rechtlichen Rahmenbedingungen geändert werden. Aber wo immer es möglich ist, sollten wir in LE schon jetzt Tempo 30 anordnen. Das verringert nicht nur den Verbrauch von Treibstoff, es reduziert den Lärm und erhöht die Sicherheit aller am Verkehr Teilnehmenden, besonders der schwächsten: zu Fuß gehenden Alten und spielenden Kindern.
Die Umstellung des Autoverkehrs auf elektrischen Antrieb verringert die Emissionen beim Fahren sofort - allerdings nur, wenn mit Ökostrom gefahren wird. Es reicht aber keinesfalls aus, alle Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren durch solche mit Elektromotoren zu ersetzen. Selbst beim größtmöglichen Ausbau von Solarstrom und Windenergie wäre es unverantwortliche Verschwendung, damit 2 Tonnen schwere PKW mit im Schnitt 1,4 Menschen darin zu bewegen. Im Hinblick auf den Verbrauch von Flächen für den fahrenden und noch mehr den ruhenden Verkehr wäre nichts gewonnen.
Und wenn wir Kohle, Öl und Gas um des Klimas willen und um unabhängig von Autokraten wie Putin und Ölscheichs zu werden, in allen Bereichen ersetzen wollen, müssen wir der Industrie viel mehr Ökostrom bereitstellen, als jetzt vorhanden. Wir müssen also darauf hinarbeiten, dass wir künftig mit viel weniger Autos leben können und trotzdem mobil bleiben. Hier in LE, in der Region Stuttgart sollte uns das nicht schwerfallen.
Für diesen Umbau unserer Mobilität brauchen wir eines nicht: neue Straßen! Bestehende Straßen müssen selbstverständlich erhalten und unterhalten werden, aber für mehr und bessere Mobilitätsangebote mit dem ÖPNV reichen die schon vorhandenen Straßen, vielleicht braucht man hier und da eine Busspur, neue Haltestellen oder Verkehrsregelungen.
Bessere und breitere Gehwege brauchen wir an vielen Stellen in der Stadt. Oft wird das zu Lasten der Flächen für Autos gehen und dann wird man sehen können, was für ein Gewinn es für die Straßen ist, wenn man Menschen sieht, Platz hat für Begegnungen mit Menschen und nicht überall nur Autos vor der Nase hat.
Kategorie
Energiewende | Erneuerbare Energie | gesellschaftlicher Zusammenhalt | Photovoltaik | Straßenbau | Verkehr
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