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Landwirtschaft kann auf den Fildern heute nicht konfliktfrei betrieben werden. Das wurde bei einem Besuch des Michaelshof in Echterdingen deutlich. Der Hof wird von der Familie Schäfer biodynamisch betrieben und ist vor allem auf Gemüse, aber auch auf Rinder spezialisiert.
Der Hof liegt zwischen Gewerbegebieten, Flughafen, Autobahn und B 27 – eben typisch für die Filder, auf denen Landwirtschaft auf flächenintensive Verkehrsanlagen und wachsende Siedlungsflächen stößt. Direkt umgeben ist der Hof von Feldern, auf denen Möhren, Rote Beete, Kartoffeln, zahlreiche Salatsorten in verschiedensten Farben, Blumenkohl, Brokkoli Zucchini und so manches mehr gedeihen. Der Hofladen öffnet, anders als noch bis vor kurzem, nur an Aktionstagen, wenn neben dem Gemüse auch eigenes Rindfleisch angeboten werden kann.
Die Rinder stehen im Stall, können aber jederzeit auch raus auf die Außenflächen. Die Kälber bleiben bei ihren Müttern und trinken direkt an den Eutern. Gemolken wird nicht. Weidenwirtschaft ist auf den Fildern nahezu unmöglich. Es fehlen die Wiesen zwischen den fruchtbaren Äckern. Der Mist der Tiere ist aber zwingender Teil des Demeter-Landbaus. Die Produkte werden unter anderem an Alnatura geliefert.
Interessant ist die Zucht von Samen für das traditionelle Spitzkraut. Hierfür lässt man einige Spitzkrautköpfe zwei Jahre wachsen. Im Winter werden die Pflanzen ausgegraben und vor Frost geschützt. Danach werden sie wieder auf einen Acker gesetzt und sie treiben aus. Den länglichen, reifen Schoten können dann die Samen entnommen werden.
Im Gespräch macht der Seniorchef Martin Schäfer deutlich, was seine größte Sorge ist: Die weitere Flächenversiegelung auf den Fildern. Mit den Erfahrungen aus über drei Jahrzehnten ist diese Sorge alles andere als unberechtigt.
Plastikverpackungen mögen in vielen Fällen praktisch sein. Meist haben sie jedoch bereits nach kürzester Zeit ausgedient und stellen dann für die Umwelt ein Problem dar. Ein Teil wird achtlos weggeworfen. Ein Teil landet in Flüssen und Meeren und bedroht erst die Tierwelt, um dann womöglich in die menschliche Nahrungskette zu gelangen. Ein anderer Teil wird verbrannt oder mit unklarem Verbleib exportiert. Die Recyclingquote ist niedrig.
So lautete ein Teil der Ankündigung einer Veranstaltung, die ich gemeinsam mit Fritz Mielert vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Baden-Württemberg ausrichtete. Wir gingen einigen grundlegenden Fragen nach: Welcher Umwelt- und Gesundheitsfolgen hat unser oftmals achtloser Umgang mit Plastik? Wie kann Plastikmüll vermieden und wie kann ein Wertstoffkreislauf aufgebaut werden?
Schaut man ins Wahlprogramm der Grünen, so findet man sehr klare Aussagen für einen Ausweg aus der Plastikmisere: Das Konzept der Kreislaufwirtschaft soll bereits beim Design, der Herstellung, Nutzung und dann auch bei der Entsorgung von Produkten beachtet werden. Dies alles beginnt damit, dass der Einsatz von Primärrohstoffen reduziert und fossile durch nachwachsende Rohstoffe ersetzt werden. Im Bereich der Getränkeverpackungen soll das komplizierte Pfandsystem entwirrt werden und alle Pfandautomaten sollen alle Flaschen annehmen. To-go-Becher sollen Standard werden. Insgesamt soll ökologisch vorteilhaften Mehrwegprodukten Vorrang eingeräumt werden. Für hochwertiges Recycling müssen die Anzahl an Kunststoffsorten und Verbundstoffe reduziert werden. Der Export von Kunststoffabfällen soll beschränkt werden. Mikroplastik in Kosmetika und Pflegeprodukten soll verboten werden.
Fritz Mielert ging zunächst auf die Historie von Gummi, Viskose, Person und andere Kunststoffe ein, die vor knapp 200 Jahren (je nach Betrachtungsweise auch früher) begann. Doch über die Hälfte aller jemals hergestellten Kunststoffe sei in diesem Jahrhundert hergestellt worden. Dadurch wird die Mengenthematik erkennbar und die Mengenproblematik lässt sich erahnen. Einige Kunststoffe, so Mielert, seien zwar einfach zu recyceln. Dies lohne sich aber oftmals nicht, da die Ausgangsstoffe zu billig seien. Er verwies auf die vielen verschiedenen Kunststoffarten, die verschiedenen Ansprüchen genügen müssten: Unterschiedliche Härten, Stabilität, UV-Beständigkeit und vieles mehr. Die Vielfalt erschwere das (nur sortenrein sinnvolle) Recycling. Die Wege des Kunststoffs dorthin, wo sie nicht hingehören, seien vielfältig: Auswaschen aus Kleidung, Reifenabrieb, illegale Entsorgung, als Mikroplastik in Kosmetik und vieles mehr. Tiere könnten sich in Kunststoffteilen verheddern oder diese mit der Nahrung aufnehmen. Wenn der Mensch die oftmals mit Chemikalien versetzten Kunststoffpartikel aufnimmt, dann könne dies vielfältige Krankheiten wie Asthma, Schilddrüsenerkrankungen oder Krebs fördern.
Letztlich müsse es um Vermeidung, langlebige Nutzung und mehr Recycling gehen.
Im Interview mit der taz erklärt Matthias Gastel, wie wir in der Verkehrs-Infrastruktur umsteuern müssen: Deutschland ist weitgehend ausreichend mit Straßen erschlossen. Aber sehr viele Menschen haben an ihrem Wohnort keinen Bahnanschluss. Wir wollen noch nicht im Bau befindlichen Straßenneubauprojekte auf den Prüfstand stellen und den tatsächlichen Bedarf, Umweltwirkungen und Alternativen untersucht haben. In den Fokus gehören die Sanierung bestehender Straßen und der Ausbau der Schienenwege.
Simone Helmschrott und Nico Boldt vom Kreisvorstand der Grünen im Kreis Esslingen befragten Matthias Gastel zu seinen Zielen bei der Bundestagswahl am 26. September 2021.
Warum möchtest du weiterhin als Bundestagsabgeordneter wirken? Was treibt dich an für eine weitere Legislaturperiode, was sind deine Ziele?
Matthias: Für den Klimaschutz müssen wir vor allem in den drei Bereichen Energie/Wohnen, Landwirtschaft und Verkehr deutlich vorankommen. Ich stehe mit der Verkehrspolitik für eine der drei besonders relevanten Sektoren und eine andere Politik als die, die wir in den letzten Jahrzehnten erleben mussten. Wir haben als Bundestagsfraktion mit Fachleuten zusammen viele gute Konzepte entwickelt. Dies gilt auch für mich und die Bahnpolitik, meinen Schwerpunkt. Wir wollen die Infrastruktur – anders als heute - gewinnfrei geführt haben, besser Instand halten und schneller bedarfsgerecht ausbauen und modernisieren. Wir wollen die Angebote für die Fahrgäste ausbauen und für eine bessere Verlässlichkeit sorgen. Ökologisch schädliche Subventionen wollen wir abbauen. Darunter fallen die steuerliche Begünstigung von Dieselkraftstoff und die Förderung von Regionalflughäfen. Ganz besonders wichtig ist, dass ernst gemacht wird mit der Verlagerung von mehr Gütern auf die Schiene. Leistungsfähigere Schienenwege, niedrigere Trassenpreise, mehr Gleisanschlüsse für große Industrieunternehmen und die Ausweitung der Lkw-Maut helfen, aus den Sonntagsreden herauszukommen. Im Verkehrsbereich werden heute zu viele Ressourcen verschwendet, Flächen aufgefressen und das Klima belastet. Das muss sich ändern! Daran will ich aktiv mitwirken …
Im neuen Koalitionsvertrag für Baden-Württemberg ist ja die sogenannte „Mobilitätsgarantie“ ein wichtiges verkehrspolitisches Ziel. Was verbirgt sich dahinter, und wie bewertest du das Verkehrskapitel im Koalitionsvertrag?
Das Verkehrskapitel ist aus meiner Sicht fast durchweg gelungen und trägt eine deutlich grüne Handschrift. Neben der Ergänzungsstation für Stuttgart 21 ist die erwähnte Mobilitätsgarantie elementarer und herausragender Bestandteil. In einem ersten Schritt soll bis zum Ende der Legislaturperiode ein Stundentakt in allen geschlossenen Ortschaften des ländlichen Raums und ein Halbstundentakt in den Städten als Mindestangebot des öffentlichen Nahverkehrs umgesetzt werden. Dies soll von fünf Uhr morgens bis Mitternacht gelten. Dafür sollen auch „flexible und nachfragegesteuerte On-Demand-Angebote“ zum Einsatz kommen. Anders ausgedrückt: Das Land möchte in allen Regionen Mobilität ohne eigenes Auto ermöglichen. Das ist in einem Flächenland ein großes Ziel.
Kann manches davon auch auf Bundesebene umgesetzt werden? Was sollte eine neue Regierung deiner Meinung nach jetzt dringend anpacken?
Die Mobilitätsgarantie dürfte auch ein Projekt von uns Grünen auf Bundesebene werden. Im Koalitionsvertrag für Baden-Württemberg findet sich überhaupt vieles, was sich ziemlich sicher auch im Wahlprogramm des Bundesverbandes wieder finden wird: Höhere Investitionen in die Schiene und Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken, günstigere Tickets und der Ausbau der Radwege, um einige Beispiele zu nennen.
Warum gibt es keinerlei Baustopp für Autobahnen im Grünen Bundestags-Wahlprogramm?
Im Entwurf für unser Wahlprogramm heißt es: „Die anstehende Überprüfung des aktuellen Bundesverkehrswegeplans werden wir nutzen, um nicht planfestgestellte Straßenneubauprojekte, insbesondere Autobahnabschnitte, noch einmal auf den Prüfstand zu stellen und mit einem Klima- und Umweltcheck neu zu bewerten. Die Investitionen werden wir umschichten zugunsten der Sanierung maroder Infrastruktur und des Ausbaus der Schienen- und Radwegeinfrastruktur.“ Ich finde die Formulierung gelungen. Sie bedeutet, dass Straßenbauprojekte, die den Klimazielen entgegenstehen, gestrichen werden sollen. Wie weit wir uns damit durchsetzen können, hängt von unserer Stärke nach der Wahl ab. Natürliche Verbündete für dieses Ziel finden wir nämlich leider in keiner anderen Partei.
Welche Rolle siehst du für Grünen Wasserstoff für Deutschland in der Zukunft?
Wir brauchen dringend Wasserstoff. Es muss aber grüner Wasserstoff aus zusätzlich erzeugtem bzw. überschüssigem Ökostrom sein. Der wird dann insbesondere für Industrieprozesse wie in Hochöfen gebraucht. Benötigt werden Wasserstoff und E-Fuels aber auch im Verkehrsbereich, wo batterieelektrische Antriebe nicht in Frage kommen. Dies gilt vor allem für Schiffe und Flugzeuge. Damit das ökologisch einen Sinn ergibt, müssen wir die Erneuerbaren massiv ausbauen.
Wo oder wie tankst du auf? Was gibt dir aktuell Kraft im Alltag?
Ich habe es seit dem ersten Lockdown geschafft, von fünf oder sechs Ausnahmen abgesehen, jeden Morgen eine Runde laufen zu gehen. Danach lassen sich gerade in aufgewühlten Zeiten lange Arbeitstage gleich viel besser durchhalten.
Die Fragen stellten Nicolai Boldt und Simone Helmschrott.
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