Digitalisierung der Schulen – wie, was und ab wann?

Die Digitalisierung der Schulen hat durch Corona noch zusätzlich an Fahrt aufgenommen. Der Gemeinderat und die Stadtverwaltung haben das Problem und das Potential erkannt. Es bleiben aber Baustellen, wie der Support der Geräte und das nach Außen schwer verständliche langsame Vorgehen bei der Schaffung der Voraussetzungen. Wir unterstützen den Kurs der Stadt, der Digitalisierung der Schulen höchste Priorität einzuräumen.

22.03.21 – von Martin Klein –

1995 – ein Rektor stellt ganz stolz am Tag der offenen Tür seinen teuersten Raum vor. Den neuen Computerraum mit 16 PC Arbeitsplätzen. Der Siegeszug des Computers hatte 10 Jahren zuvor begonnen. Auch  Schulen waren auf den Zug aufgesprungen. Eine Junglehrerin galt damals sofort als Expertin. Dieses Konzept, dass es an Schulen Computerräume gibt, die von einzelnen Personen aus dem Lehrerkollegium betreut wurden, hat sich bei uns in LE bis etwa 2018 gehalten, wenn sich auch die Zahl der PCs, der Internetzugang und die Anzahl der Computerräume stark nach oben verändert hat. Ein paar „Digital-Verrückte“  im Kollegium hatten aber schon erheblich früher viel weitreichendere Ideen. Laptops für jede Schülerin und jeden Schüler. Geräte, die nach Hause mitgenommen werden können, Geräte, die die Schulbücher über das Internet abrufen, Geräte, die über dieses Medium Internet auch auf Lernplattformen mit digital aufbereitetem Arbeitsmaterial zugreifen können. Durch den Digitalpakt von Bund und Land wurde nun aus den „verrückten“ aber guten Ideen plötzlich greifbare Realität.

Digitalpakt und Auswirkungen auf unsere Schulen in LE

Unsere Stadtverwaltung und auch der Gemeinderat hat bei dem Thema tatsächlich den Turbo gezündet. Im Herbst 2019 begann die Planung und gleichzeitige Umsetzung der Digitalisierung der Schulen. Schon vorher war die Grundvoraussetzung geschaffen worden, an die Schulen das Glasfaserkabel hinzulegen. Zunächst war daran gedacht, nur eine Schule pro Jahr mit den Voraussetzungen auszustatten. Doch durch vehementen Einspruch der Grünen und auch aller anderen Fraktionen, wurde eine Planstelle für die Digitalisierung geschaffen, mit deren Hilfe man nun zwei Schulen pro Jahr schaffen will.   So ist digitaler Unterricht schon jetzt möglich, aber man ist noch weit entfernt von dem, was man tatsächlich unter Digitalisierung versteht. Im Zuge des Digitalpaktes zwischen Bund und Ländern, sowie auch der Landesförderung zur Beschaffung von digitalen Endgeräten, konnte nun in vielen Schulen ein Pool von Tablets aufgebaut werden, die künftig für die Benutzung in den Klassen vorgesehen ist. 

Es gibt aber auch noch Probleme

1. Support
Bisher funktionierte es gerade noch, dass Lehrer*innen sich um die vorhandenen Geräte kümmerten, sie warteten und auch das Netzwerk betreuten. Doch das ging und geht nur mit dem Einsatz von ungeheuer vielen zusätzlichen, unbezahlten Stunden.  Doch durch die vielen neuen Geräte ist solch ein Modell völlig ungeeignet für die Zukunft. Im Medienentwicklungsplan der Schulen, der von der Stadt mitgetragen wird, steht dazu, dass die Stadt als Eigentümerin und gesetzlicher Finanzier der Schulen diesen Support und diese Administration übernimmt. Schon im Herbst 2019 forderten wir Grünen deshalb, dass dieser Support über eine externe Firma geschehen müsse.

Lösungsvorschläge zum Problem des Supports

Hierzu gibt es zwei Modelle, die beide gangbar sind. Die Stadt kann eine IT-Firma beauftragen, die für die Geräte den Support und die Administration übernimmt. Das ist zwar mit hohen Kosten verbunden, doch die IT-Kräfte der Stadt reichen dafür nicht aus. Neueinstellungen von IT Fachpersonal sind beim derzeitig leergefegten Markt und mit den Bezahlungsmöglichkeiten der Stadt nicht möglich. Auch die Geräte der Stadtverwaltung müssen deshalb in Zukunft von externen Fachleuten gewartet werden. Da hat Outsourcing Sinn.  
Die zweite Möglichkeit besteht darin, das Budget der Schulen etwas zu erhöhen, damit diese die neuen Geräte in Zukunft gleich mit passendem Support einkaufen können. Diesen Weg ist beispielsweise die Eichbergschule und jetzt erst kürzlich die IKR gegangen. Allerdings muss die Stadt dann bereit sein, die Kosten für den Support zu übernehmen, da ja sonst mit dem vorhandenen Geld insgesamt weniger Geräte gekauft werden können. Beide vorgeschlagenen Modelle sind möglich – aber nicht kostenneutral.
 
2. Schaffung der Voraussetzungen für richtigen digitalen Unterricht

An der LUS wurden in der Werkrealschule bis jetzt nur auf Eigeninitiative etwa die Hälfte der Räume mit WLAN ausgerüstet. Es gibt also noch Räume, die über gar kein WLAN verfügen. Selbst ein lehrerzentrierter digitaler Unterricht ist hier nicht möglich. Gerade die Werkrealschüler müssen aber in den Ausbildungsbetrieben über digitale Kenntnisse verfügen, die hier nicht in den Unterricht integriert werden können. Auch an anderen Schulen, wie z.B. der IKR, verfügen noch nicht alle Klassenzimmer über WLAN. Hier ist die Stadt dran, jeweils zwei Schulen pro Jahr zu ertüchtigen, damit das im Gebäude liegende Glasfaserkabel mit dem WLAN in den Klassenräumen verbunden werden kann. Hier ließen sich noch Synergieeffekte nutzen. So liegt das Glasfaserkabel an der IKR und das IKG müsste über die Realschule angeschlossen werden. Wenn schon nicht beide Schulen gleichzeitig angeschlossen werden können, dann zumindest müssen die Voraussetzungen für ein künftiges Verkabeln geschaffen werden. An der LUS wird das Dach saniert. In diesem Zusammenhang müsste nachgedacht werden, ob man nicht die WLAN-Verkabelung gleich mitbedenkt. Denn die LUS kann nicht auf 2023/24 warten, denn das sind bis dahin noch zwei Abschlussjahrgänge von Schülerinnen und Schülern, die nicht optimal auf das kommende Berufsleben vorbereitet werden können.
An der Eichbergschule gibt es noch gar kein WLAN in den Klassenräumen. Auch das wird von der Stadt angegangen, die der Digitalisierung der Schulen absoluten Vorrang einräumt, sollte aber wenn irgend möglich nicht bis 2023/24 warten müssen.

3. Fehlende Nachhaltigkeit

Die vielen neuen elektronischen Geräte, die gerade angeschafft worden sind, sind in ihrem Herstellungsprozess nicht sozial und nachhaltig. So werden unter fragwürdigsten Bedingungen für die arbeitenden Menschen, darunter auch Kinder, die Rohstoffe für die Geräte gewonnen. Nachhaltiger wäre, wenn man auf generalüberholte Geräte setzen würde, die von verschiedenen Firmen angeboten werden. Dies sind abgeschriebene Geräte, oder Geräte, die auf Messen als Ausstellungsstücke verwendet wurden. Diesen könnte man ein neues „Leben“ einhauchen. Außerdem ist der Strombedarf durch die neuen Geräte gestiegen und damit auch die Kosten für die Stadt. Da wir noch keine PV Anlagen auf den Dächern der Schulen haben, muss das ein künftiges Ziel sein. In Zukunft brauchen wir auch eine intelligente Abschaltung der digitalen Geräte, damit nicht sinnlos Strom verbraucht wird. 

Fazit  

Die Digitalisierung der Schulen hat durch Corona noch zusätzlich an Fahrt aufgenommen, der Gemeinderat und die Stadt haben das Problem und das Potential erkannt. Es bleiben aber Baustellen, wie der Support der Geräte und das nach Außen schwer verständliche langsame Vorgehen bei der Schaffung der Voraussetzungen. Wir unterstützen den Kurs der Stadt, der Digitalisierung der Schulen höchste Priorität einzuräumen.

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Breitbandanschlüsse | Digitalisierung | Schulen

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