16.04.2018 –
In der Vorstellungsrede vor seiner Wahl hat Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell die Entwicklung einer Kulturkonzeption für die Stadt Leinfelden-Echterdingen angekündigt. Die Vorlage, die er nun dazu dem Kulturausschuss (VKS, 17.4.2018) vorlegte, zeigt, dass von diesem Versprechen nun keine Rede mehr sein kann. Es soll nur einen „runden Tisch Kultur in LE“ geben, der jedes Jahr einmal tagt. Das zeigt, wie wenig Wertschätzung der Kultur entgegengebracht wird.
Ziel der kommunalen Kulturarbeit sei „die Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit der Stadt LE“, außerdem solle sie „zum Zusammenwachsen der Ortsteile beitragen und eine positive Strahlkraft der Stadt LE weit in die Region hinaus gewährleisten“ heißt es in der Vorlage. Hier schon zeigt sich der grundsätzliche Fehler, denn Kunst und Kultur haben weder einen moralischen noch einen kommerziellen oder politischen Auftrag zu erfüllen. Kultur ist gemeinsames Gut. Es zu bewahren und zu entwickeln bedarf der öffentlichen Förderung ebenso wie des privaten Engagements. Kultur ist ein wichtiger Ausdruck der Gesellschaft und der Kulturschaffenden. Sie zeigt den Zusammenhalt der Gesellschaft oder eben ihr Auseinanderfallen in Parallelgesellschaften und Individualismus. Für die Stadt Leinfelden-Echterdingen darf es also nicht darum gehen, wie Kultur für ihre Ziele instrumentalisiert werden kann (gleich wie gut die Ziele auch sein mögen). Es muss vielmehr darum gehen, Kunst und Kultur und die sie schaffenden bestmöglich zu fördern.
Um dafür Ziele zu definieren ist zunächst eine Bestandsaufnahme nötig, die über die Auflistung der üblichen verdächtigen Institutionen, Vereine usw. hinausgeht, sondern auch Künstlerinnen und Künstler einbezieht, die üblicher Weise nicht in Vereinen oder Verbänden organisiert sind. In die Bestandsaufnahme müssen dann auch vorhandene Förderangebote und -möglichkeiten einfließen. So müssen Stärken und Schwächen der städtischen Kulturförderung und der Kulturangebote in LE ermittelt und benannt werden, um eine Grundlage für die künftige Kulturpolitik zu bekommen.
Auf diese Erkenntnisse aufbauend wäre dann eine Konzeption zu entwickeln, in der vereinbart wird,
Ein solche Konzeption ist nicht in einem Tag zu entwickeln. Die vorgeschlagene Schmalspur-Lösung "runder Tisch" wird das nicht leisten können. Der vorgeschlagene Kreis der Beteiligten muss um Künstlerinnen und Künstler und Menschen aus den creative industries (Computer und Internet, Medien, Design, Marketing) sowie Vertreterinnen und Vertreter u.a. folgender Institutionen erweitert werden:
Mit all diesen Personen und Vereinen sollte der Auftakt gemacht werden, in dem das weitere Verfahren abgestimmt wird. Daraus sollte dann ein Kreis von Menschen gebildet werden, die jeweils eine Institution oder eine Gruppe von Institutionen (z.B. Musikvereine) oder Menschen (z.B. bildende KünstlerInnen) repräsentieren und in kleineren Runden gemeinsam mit Stadtverwaltung und Gemeinderat die Konzeption entwickeln. Ein solcher Prozess würde einige Wochen oder Monate dauern. Damit wäre eine für eine längere Zeit gültige Konzeption entwickelt, an der sich die Kulturpolitik der Stadt wie auch die Kulturschaffenden und -vermittelnden orientieren können. Zugleich wäre ein Grundlage dafür gelegt, dass die Stadt künftig mit ihren kulturellen Pfunden über die Stadtgrenze hinaus wuchern könnte. Wer sich mit geringem Aufwand einen schlanken Fuß machen will, wird nichts dergleichen erreichen.
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