Klimaschutz jetzt wichtiger als Straßenbau

04.07.21 –

Für die Entwicklung von Leinfelden-Echterdingen müssen permanent Entscheidungen getroffen werden. Das geschieht zum einen aus eigenem Handlungsspielraum heraus und zum anderen über übergeordnete gesetzliche Vorgaben. Dabei muss man oft zehn oder mehr Jahre in die Zukunft zu schauen, um die Gelder möglichst effektiv einzusetzen. Bei der Priorisierung von Maßnahmen sollte "wichtig" vor "nice to have" Vorrang haben.

Wirklich wichtig ist das Abwenden der Klimakrise. Dazu haben die Vereinten Nationen 2015 das "Pariser Klimaabkommen" ratifiziert. Da dieses Abkommen rechtsverbindlich ist, konnte vor kurzem das Bundesverfassungsgericht das Klimaschutzgesetz der Bundesregierung für verfassungswidrig erklären. Das Abkommen und Urteil hat Konsequenzen für LE, denn die nationalen Klimaschutzanstrengungen, die nun verschärft wurden, werden auf die Kommunen heruntergebrochen. So müssen die großen Kreisstädte bis Ende 2023 einen Plan zu kommunalen Wärmeplanung mit Klimaneutralität 2040 vorlegen.

Relativ dazu sind viele Straßenbauvorhaben "nice to have" bzw. Geldverschwendung. Hier nenne ich exemplarisch die Osttangente (oder schlimmer die Nord-Süd Straße mit Durchstich auf die alte B27) mit ca. 20 Mio € Kosten und den sechs spurigen B27 Ausbau mit 250 Mio € Kosten.

Argument 1 : Das Verkehrsaufkommen wird nach Corona deutlich niedriger sein

Viele Unternehmen haben im Pandemiejahr ihre Home Office Regeln angepasst und auch die nötige Infrastruktur geschaffen. Dies wird bei vielen Firmen dazu führen, dass die "5 Tage vor Ort" Regel deutlich aufgeweicht wird und man sich die "in Ruhe arbeiten" Phasen ins Home Office legt. Insbesondere die Weitpendler werden das nutzen.

Argument 2 : Straßenbau führt zu mehr Verkehr und noch mehr Staus

Durch den Straßenbau wird das Autofahren attraktiver relativ zu anderen Verkehrsmitteln. Die Konsequenz sind längere Pendelwege und dass mehr Menschen häufiger das Auto nutzen. Man erzielt also einen Kontraeffekt !

Mobilitätsforscher haben das schon lange erkannt und es gibt auch einen "Feldversuch", die gesamten USA, der genau das belegt. (Studie : "The Congestion Con: How more lanes and more money equals more traffic", eine Präsentation dazu in englischer Sprache ist bei YouTube zu sehen.)

Wer also mehr Staus will sollte Straßen bauen.

Argument 3 : Die Elektromobilität führt zu einer anderen Wahrnehmung des Autoverkehrs

Die Auto Blechlawinen auf der Hauptstraße werden heute als negativ wahrgenommen, weil die heutigen Autos lärmen und stinken. Mit zunehmender Elektromobilität wird sich das ändern. Elektroautos und Elektromotorräder fahren leise und emissionsfrei. Ca 2030 wird das Straßenbild weitestgehend von E-Autos bestimmt werden.

Argument 4 : Autonomes Fahren ermöglicht für den Fahrer neue Möglichkeiten

Die Entwicklung des autonomen Fahrens schreitet voran. Bereits heute kann das Flaggschiff von Daimler, der EQS, auf Level 3 (d.h. der Fahrer muss das System nicht dauernd überwachen) unter 60 km/h autonom fahren. Also genau in zähflüssigem Verkehr. In wenigen Jahren wird sich die technische und die rechtliche Situation so weit verbessert haben, dass man während des Autofahrens viele Tätigkeiten ausführen kann.

Daher : Wir brauchen die Gelder dringend für den Klimaschutz

Das Klimaschutzgesetz BW (kommunale Wärmeplanung, PV Pflicht, …) wird zu erhöhten Sanierungsausgaben im Bestand und zu erhöhten Investitionskosten bei Neubauten führen. Einiges, aber nicht alles, wird durch Förderungen abgedeckt werden. Genau für diese Maßnahmen sollten wir unsere Geldmittel einsetzen.

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Klimaschutz | Straßenbau | Verkehr

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