Von: Matthias Hutzel
"Perlenschnur" Nord-Süd-Straße?
Seit langem schwelt die Diskussion um die „Nord-Süd-Straße“. Wie unsere Stadträtin Ingrid Grischtschenko angemerkt hat, gibt es die Diskussion seit 40 Jahren, aber die Straße immer noch nicht. Das wird wohl seine Gründe haben. Damit ist die Diskussion fast so alt, wie die Große Kreisstadt LE selbst.
Ein Blick zurück kann helfen: Früher verlief zwischen Leinfelden und Echterdingen die Kreisgrenze, die eine Kommune war nach Westen (BB), die andere nach Osten (ES) orientiert. Das wurde durch die große Kreisreform 1973 aufgehoben. Trotzdem blieb die Siedlungslücke zwischen dem Ausläufer des Schönbuch an der alten B27 bis nach Norden zur BAB 8 in Unteraichen und dem Echterdinger Ei. Die neue Stadt LE hat hier nicht aufgesiedelt, alte Flächennutzungspläne könnten zeigen warum. Man legte „Nutzflächen“ an den Ortsrand: das Sportzentrum in Leinfelden am Ostrand, und das PMHG in Echterdingen am Westrand.
Als dann die S-Bahn Anfang der 90er Jahre kam, hat sich alles geändert. Die Ost-West-Achse wurde betont, der Zuzug und das Bevölkerungswachstum verstärkten sich und auch die Gewerbeansiedlungen nahmen zu. Durch die Ansiedlung der Landesmesse auf Echterdinger Markung wurde hier noch der Turbo eingeschaltet: Wir sind heute der „Hub“ der Region Stuttgart und werden es auch bleiben. Damit behalten wir auch die Verkehrsprobleme. Aber müssen wir dafür unsere wertvollsten Flächen opfern?
Die Ausführungen von OB Klenk in der Sitzung des Technischen Ausschuss vor Pfingsten, dass die „Perlenkette“, die wir in Form von Gewerbeansiedlungen von „Weltfirmen“ und auch durch unsere Freizeiteinrichtungen (Sportpark Goldäcker) haben, durch diese Straße besser zu erschließen sei, geht ins Leere. Erstens gibt es andere Perlen, die er nicht erwähnt hat: Die Frischluftschneise, die Landschaft, die Felder, die Waldnähe...
Und zweitens müssen wir uns fragen, ob das Auto mit Verbrennungsmotor das Verkehrsmittel der Zukunft ist. Wenn die Straße einmal in ferner Zukunft fertig ist, gibt es längst andere Mobilitätskonzepte (und auch E-Autos). Wir sollten daher mehr über die Zukunftsfähigkeit unserer ÖPNV-Konzepte nachdenken.
So wie die Hauptstraße in Echterdingen bis heute den Stadtteil zerteilt, so würde eine „Nord-Süd-Straße“ die Große Kreisstadt LE zerschneiden. Und mit dem KaepseLE kann man schon sehen und dann auch hören, wie nah sie den Wohnungen der Zukunft rückt.
Eine so rückwärtsgewandte Verkehrspolitik, die die Fehler der Vergangenheit in die Zukunft projiziert, brauchen wir nicht.